Michaelistag – Ein Wendepunkt im Braujahr

Am 29. September ist Michaelistag – ein Datum, das für viele nur ein Eintrag im Kalender ist, für Brauer und Bierliebhaber aber eine tief verwurzelte Bedeutung hat. Dieser Tag markiert nicht nur den Beginn des Herbstes, sondern auch einen historischen Wendepunkt im Braujahr. Warum das so ist? Lass uns eintauchen in die Geschichte und Bedeutung dieses besonderen Tages.

Braustopp und Neubeginn

In früheren Jahrhunderten war der Michaelistag das Ende der Sommerbrausaison. Warum? Ganz einfach: Vor der Erfindung moderner Kühltechnik war das Bierbrauen im Sommer riskant. Höhere Temperaturen begünstigten Infektionen durch wilde Hefen und Bakterien – das Bier wurde schnell ungenießbar. Deshalb galt: Vom Michaelistag bis zum Georgstag (23. April) durfte gebraut werden, danach war Schluss.

Der Michaelistag war also nicht nur ein Braustopp, sondern auch ein Moment der Bilanz. Die Keller werden wieder gefüllt mit untergärigem Bier, das nun über den Winter reifen konnte – darunter auch das berühmte Märzen, das beim Oktoberfest ausgeschenkt wurde.

Märzenbier – Das Bier des Michaelistags

Das Märzen wurde traditionell im März gebraut, stärker eingebraut und mit mehr Hopfen versehen, um die Lagerfähigkeit zu erhöhen. Bis zum Herbst hatte es Zeit, sich zu entwickeln – und wurde rund um den Michaelistag und das Oktoberfest genossen. Für Hobbybrauer ist das Märzen ein spannender Stil: malzbetont, vollmundig, mit einer feinen Hopfenbittere. Wer jetzt ein Märzen braut, kann sich auf ein perfektes Winterbier freuen.

Der Brauer als Hüter der Jahreszeiten

Der Michaelistag erinnert uns daran, dass Bier ein saisonales Produkt war – und für viele Brauer heute wieder ist. Die Natur gibt den Takt vor: Temperatur, Erntezeit, Hefeverhalten. Wer selbst braut, spürt diese Rhythmen. Der Herbst lädt ein, mit dunkleren Malzen zu experimentieren, stärkere Biere zu planen und die Keller für die kalte Jahreszeit zu füllen.

Ein Fest für die Sinne

Michaelis war auch ein Erntedankfest. Die Felder waren abgeerntet, die Gerste gemälzt, der Hopfen getrocknet. Für Brauer ein Moment der Dankbarkeit – und der Vorfreude auf neue Sude. Vielleicht ist das der perfekte Anlass, mit Freunden eine kleine Verkostung zu machen, das eigene Bier zu feiern und neue Rezepte zu schmieden.

Fazit:  

Der Michaelistag ist mehr als ein historisches Datum – er ist ein Symbol für Wandel, Planung und Genuss. Für Hobbybrauer bietet er die Gelegenheit, innezuhalten, zurückzublicken und mit frischer Inspiration in die kalte Saison zu starten. Also: Deckel drauf, Keller prüfen, und dann ran an die nächste Rezeptidee!

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